so viel muss ich noch lernen.
Die schlimmste Form der Zensur ist die Selbstzensur. Wenn auch nicht die grässlichste.
Wenn wir aufhören, unsere Gedanken zu spinnen, sind wir zwar eventuell keine Spinner mehr, aber die Netze haben wir auch verloren.
Ich würde diesen Blog-Post gerne jemandem widmen. Mir fällt aber niemand ein.
Düster und trüb wie das Wetter sind meine Gedanken.
Frisch und klar ist die Luft.
Mir bleibt der Gedanke und die Hoffnung, dass ich das Morgen nicht erfinden kann.
So weit weg bin ich gezogen. So nahe bin ich geblieben. So frei wollte ich sein. So viel muss ich noch lernen.
Ich denke oft an Bukowski.
Ich denke oft an
Charles Bukowski.
In einem seiner Briefe (
Schreie vom Balkon) beschrieb er wie eine Freundin von ihm ihm erklärte, dass ihr Vater die Hendln dadurch umgebracht hätte, indem er sie am Kopf packt und einfach herumwirbelt. Ich persönlich hab diese Methode noch nicht ausprobiert. Aber sie erscheint mir sehr schlüssig. Geradezu tödlich. Schnell auch. Wupp wupp wupp. Krks. Eher: Wupp, krks, wupp wupp. Eventuell dazwischen ein: Kräh!!!
Charles Bukowski lebte nicht am Land und er hat wohl auch nur aus Laune und kurzzeitigem Wissen über solche Dinge schreiben können.
Ich denke dennoch oft an Charles Bukowski.
Er ist für mich der
Bottich, aus dem ich schöpfe.
Dass dann doch auch
Carl Weissner starb, traf mich schwer.
Sicher sicher sicher, alle müssen sterben.
Ich denke oft an Charles Bukowski.
Er gibt mir Mut und macht mir klar, dass ich nur das bin, was ich bin.
Er stinkt mich an aus seinem Mund und schaut mich gar nicht an.
In jedem Postler seh ich ihn.
In jedem krüppelnden Verzweifelten.
In jedem bierfahnend Begeisterten.
In jedem Wahnsinnigen. In all der Pracht der zerbrochenen Sessel und Schaukelstühle.
Ich denke mir oft, ich sollte öfter an Charles Bukowski denken.
Wiener Festwochen Eröffnung zweitausenddreizehn
Man wir mild mit den Jahren.
Oder klug mit der Erfahrung.
Aber die waren gut.
Die Frau Ursula sang etwas out of tune, aber wir sind ja nicht bei Starmania, oder wie auch immer das jetzt heißt.
Ernst Molden findet in beängstigend intensiv-lockerer Form seine Nähe zu allem. Allen.
Und da sind wir schon bei mir: Ich war nicht dabei. Was für eine Schande.
Willi Resetarits und überhaupt alle Musiker: Beseelt und schlicht gut.
Was für eine Freude, denen beim Spielen zuzusehenhören, während ich in der trockenen Stube sitze. Große Arbeit. Gute Freude. Spürbar. Hut ab.
Roland Guggenbichler mag graue Haare bekommen haben, und wohl aber auch daher sind seine Musikalität und sein Gespür immens. Respekt.
Man wird schön mit den Jahren.
Und trägt seine Unsicherheit souveräner herum.
Das alles ist und ist kleiner Zirkus.
Wir sind nicht der Mittelpunkt der Welt, egal, wo wir sind.
Das eine ist Wien, das andere Zagreb, das eine New York, das andere Griesbach.
Irgendwo in der Mitte liegt das, was wir Kultur nennen wollen.
Es ist nicht nur schön, wenn Musik noch immer das ausstrahlen kann, was sie so mächtig macht: Freude, Liebe, Spiel, Gesinnigkeit, Grenzenlosigkeit, das Spiel mit den Künsten und mit dem Können.
Es ist nicht nur schön, wenn Musik, das noch immer kann, es ist auch sehr sehr befriedigend.
Es gibt Sinn. Es macht Sinn.
Es gäbe viel zu bemängeln und noch viel mehr zu sagen.
Die anderen wissen es nämlich so und so immer besser.
Auch das hab ich gelernt.
Es gibt aber auch jene, wie etwa einen Walther Soyka, die - soweit ich das beurteilen kann - immer nur eines gemacht haben: Musik.
(Anstatt darüber nachzudenken und zu -schreiben.)
Denen gehört mein größter Respekt.
Es gibt keinen großen Zirkus, der wahrhaftig ist (auch nicht, wenn ihn ein Franz Heller inszeniert).
Es gibt nur die kleinen Zirkusse im Herzen, die zirkulieren. Und den Gleichklang. Und das was man kann.
Aber den Mächtigen sei gesagt: Gebt den Klugen und Versuchern die Bühne! Ihr könnt dabei nur gewinnen.
Rituale
Wie nimmt man einen Preis an und wie tut man gut dabei, ohne jemanden zu vergessen, zu verletzen, zu vergrämen?
Das ist gar nicht so leicht, wie man glauben könnte.
Das sogenannte "Musik_Business" tut sich nicht leicht damit. Man will einerseits cool sein, aber dann doch erfreut. Man freut sich, will aber dann doch so tun, als würde einem das alles nichts bedeuten.
Wir reden hier von Österreich. Amadeus.
Die Kleinheit es Geistes bestimmt die Weite des Horizonts.
Eines ist ganz klar: Das österreichische Musikschaffen ist grandios.
Aber wie wir es feiern wollen, darüber sind wir uns nicht einig.