Donnerstag, August 30, 2018

LEISTUNG


Was ist es?
Was lehrt einem das schnelle Vergessen?
Wer lehrt einen das schnelle Vergessen?

Ist es gut, zu vergessen?
Leert es einen?
Ist man dann freier von schweren Gedanken?

Menschen, die ich kenne, schreiben von Menschen, die ich nicht persönlich kenne, so, als ob sie sich geändert hätten.
Menschen, die ich zu kennen glaubte, glauben plötzlich an ganz etwas anderes.
Der Wind dreht sich immer wieder.

Was ist es?
Der Wind oder das Wetter?

Wer gut im Sattel sitzt, hat noch lange nicht reiten gelernt.
Und das schreibt einer, der Pferde überhaupt nicht leiden kann.

Was ist das?
Dieses Klima im Land zwischen fröhlichem Frohlocken und argwöhnischem Blick ums Eck.
Dieses schreckliche Nicht-Gesagte, diese betuliche Permanenz.

Hier im Dorf habe ich keinerlei Bedenken. Man kennt mich, ein Spinner war ich immer und was ich wähl ist jedem herzlich egal.
Ist es das?

Was ist das?
Die permanente Überforderung einer Leistungsgesellschaft, die so nicht funktioniert?

„Diesel-Motoren neigen zur Selbstzerstörung“, teilte mir mein Mechaniker mit, als der alte Opel einen Turbo-Schaden hatte. Ich fand die Situation unangenehm, aber den Satz schön.
(Nichts gegen Diesel als Person, bitte.)

Was ist das?
Eine Zecke im Genick, die man nicht entdeckt?
Ein Kollateralschaden im Gefecht gegen den unbekannten Feind?

Mein Sohn ist klüger: Er will das Unsichtbare essen.

Aber was machen mit dieser Klugheit, wenn man einer Armee von Weltmachern gegenübersteht, die ihre Brutalität in schöngeformte Sätze zu kleiden wissen, die sie dann auch noch wirksam über all das sprühen, was den meisten wichtig ist?

Was tun mit Intuition und schwebender Intelligenz in einem Klima, das von Leistung gepeinigt sich selbst überhitzt?

Was ist Leistung?
Einem gebrechlichen Menschen über die Straße helfen?
100 Tausend Euro im Jahr verdienen?
Morgens aufstehen, obwohl man 2 Jobs hat und kaum was verdient?
Ein Kind großziehen?
Kind bleiben?
Etwas schaffen, an das nie jemand gedacht hat?

Was ist das?
Dieses unfassbar unkreative Klima, das in diesem Land hier herrscht.

Ich will nicht, dass die Ärmsten sich schämen müssen.
Ich gönne den Besseren, dass sie glauben, es geschafft zu haben.

Eine schöne Gesellschaft muss sich immer nach unten orientieren und nach oben streben.
Sie muss ohne Selbstgefälligkeit dafür sorgen, dass es allen immer so gut wie möglich geht.
Leistung war einmal ein schönes Wort.
Es ist zur Drohung verkommen.