LEISTUNG
Was ist es?
Was lehrt einem das schnelle Vergessen?
Wer lehrt einen das schnelle Vergessen?
Ist es gut, zu vergessen?
Leert es einen?
Ist man dann freier von schweren Gedanken?
Menschen, die ich kenne, schreiben von Menschen, die ich
nicht persönlich kenne, so, als ob sie sich geändert hätten.
Menschen, die ich zu kennen glaubte, glauben plötzlich an
ganz etwas anderes.
Der Wind dreht sich immer wieder.
Was ist es?
Der Wind oder das Wetter?
Wer gut im Sattel sitzt, hat noch lange nicht reiten
gelernt.
Und das schreibt einer, der Pferde überhaupt nicht leiden
kann.
Was ist das?
Dieses Klima im Land zwischen fröhlichem Frohlocken und
argwöhnischem Blick ums Eck.
Dieses schreckliche Nicht-Gesagte, diese betuliche
Permanenz.
Hier im Dorf habe ich keinerlei Bedenken. Man kennt mich,
ein Spinner war ich immer und was ich wähl ist jedem herzlich egal.
Ist es das?
Was ist das?
Die permanente Überforderung einer Leistungsgesellschaft,
die so nicht funktioniert?
„Diesel-Motoren neigen zur Selbstzerstörung“, teilte mir
mein Mechaniker mit, als der alte Opel einen Turbo-Schaden hatte. Ich fand die
Situation unangenehm, aber den Satz schön.
(Nichts gegen Diesel als Person, bitte.)
Was ist das?
Eine Zecke im Genick, die man nicht entdeckt?
Ein Kollateralschaden im Gefecht gegen den unbekannten
Feind?
Mein Sohn ist klüger: Er will das Unsichtbare essen.
Aber was machen mit dieser Klugheit, wenn man einer Armee
von Weltmachern gegenübersteht, die ihre Brutalität in schöngeformte Sätze zu
kleiden wissen, die sie dann auch noch wirksam über all das sprühen, was den
meisten wichtig ist?
Was tun mit Intuition und schwebender Intelligenz in einem
Klima, das von Leistung gepeinigt sich selbst überhitzt?
Was ist Leistung?
Einem gebrechlichen Menschen über die Straße helfen?
100 Tausend Euro im Jahr verdienen?
Morgens aufstehen, obwohl man 2 Jobs hat und kaum was
verdient?
Ein Kind großziehen?
Kind bleiben?
Etwas schaffen, an das nie jemand gedacht hat?
Was ist das?
Dieses unfassbar unkreative Klima, das in diesem Land hier
herrscht.
Ich will nicht, dass die Ärmsten sich schämen müssen.
Ich gönne den Besseren, dass sie glauben, es geschafft zu
haben.
Eine schöne Gesellschaft muss sich immer nach unten orientieren
und nach oben streben.
Sie muss ohne Selbstgefälligkeit dafür sorgen, dass es allen
immer so gut wie möglich geht.
Leistung war einmal ein schönes Wort.
Es ist zur Drohung verkommen.
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