Samstag, Mai 28, 2016

Ekelhaft.
Es haftet Ekel an.
Das meint dieses Wort: Ekelhaft.
Eine überaus bourgeoise Meinungsgelassenheit kotzt sich genau darüber aus, dass ein fatal silberblickender, leicht durchschaubarer Rattenfänger am Stock fast gewonnen hätte. Die Peinlichkeit – im Sinne von “Schmerz” - liegt nicht daran, dass der eine verloren und der andere gewonnen hat. Die Peinlichkeit ist diese gesichtsrötende Freude, die die Bobos daran haben.
Diese sonnenbebrillten Besserverdiener, die nicht verstehen wollen, dass sie genau in diesem Augenblick das bewiesen haben, was sie sind.
Es gibt die tiefen Gräben. Nämlich diese zwischen Hacklern und den anderen.
Ein Volkswirtschaftsprofessor mit gelben Zähnen und langsamen Gehabe wird das sicher nicht ändern.
Ein ehemaliger ÖBB-Manager mit tiefer Stimme und hoffnungsfrohen Versprechungen eher.
Mein Ekel haftet aber vorallem an den grosskotzigen Besserverdienern, die den fragenden schweißgebadeten Arbeitsklamottenträgern nichts entgegen zu setzen haben.
Man kann seine Intelligenz für vieles einsetzen. Aber nur dann, wenn man sie zur Verfügung hat.
Manch eine kommt gar nicht dazu, großartig nachzudenken – so wie ich das gerade tue - während sie ihr Kind wickelt und dann füttert.
Sind wir das, was wir sein wollen?
Ist das das Land, in dem wir leben wollen?
Hab ich alle Menschen in meinem Umfeld genau so oder besser behandelt, wie ich selbst behandelt werden will?
Hab ich meinem Nachbarn schon ein Busserl gegeben und wenn nein, warum nicht?

Viele von meinen Nachbarn haben sicher Hofer gewählt. Nichts genaues weiß ich nicht.
Busserl krieg ich immer wieder.
Und Hundehütte.
Ferkel.
Wiesen.
Liebe Grüße.
Reparierte Dächer.
Tipps fürs Fischen.
Einen Fischteich.
Holz zum Heizen.
Ein Herz und ein Ohr, wenn es wirklich schlecht geht.
Ein Bier, oder zwei, im Vorbeigehen und in der Garage stehen.

Viele von meinen Nachbarn haben sicher Hofer gewählt. Oder die Blauen, vorher die Orangen. Was weiß ich...
Mir ist das wurscht.

Man kann die Menschen nicht lieben, wenn man sie nicht versteht.
Man kann aber die Menschen auch nicht verstehen, wenn man sie zumindest nicht mag. Wenn schon nicht liebt.

Und das ist mein großer Unterschied zu all denen, die Spaltung, Trennung, Abgrenzung, Abschiebung im Programm haben.

Alles, was lebt, liebt.
Alles, was lebt, lebt.
Alles, was ist, ist.
Nichts ist nichts.



Und übermorgen ein Gedicht.