27042011
Die Falten in Deinem Gesicht und auch an Deinen Handrücken sind tiefer geworden.Das Glänzen in Deinen Augen hat sich schon manchmal verloren.
Die Selbstverständlichkeiten von übervorgestern haben sich in Zweifel verwandelt,
Und die Suche nach Weisheit erscheint Dir schier unendlich lange.
Du hörst nach wie vor auf Dein Herz,
Aber immer öfter, ob es überhaupt noch schlägt
Oder warum gerade heute so laut.
Du siehst Dich selbst immer mehr als Versuch
Und als Bestätigung des Scheiterns,
Als trockene Brotschnitte im Ofen
Überbacken mit dem Käse aus Holland, dem billigen, vom Hofer.
Endlich verstehst Du die Zusammenhänge in der Politik
Und es gibt ein paar Kochrezepte, die Du wirklich gut beherrschst.
Du liebst noch immer den Geruch des Regens auf der frühlingsfrischen Erde
Und möchtest eine Welt umarmen, die Du nie ganz kennen wirst.
Du hast den Hochmut gegen Armut getauscht,
Die Arroganz gegen Demut,
Du trägst Unterhosen mit Löchern in der Arschgegend
Und isst selbstgeschlachtetes Fleisch.
Deine Tiere machen einen glücklichen Eindruck (solange sie leben),
Du auch hin und wieder (solange Du lebst).
Heute wirst Du 39
Und gleich zum Stankauer Teich spazieren,
Dir dort eine Dose Bier aufreissen
Und im Kopf eine Melodie von Dvorák (ich finde den Hatschek auf meiner Tastatur nicht) hören.
Wenn Dich die Eitelkeit übermannt,
Wirst Du Dir eine von Gelbmann gönnen.
Solltest Du dabei rot werden,
Wird es keiner sehen.
Dein Hund wird mit anderem beschäftigt sein
Und das Zollhäusl am Teichufer ist schon lange nicht mehr besetzt.
Die Leidenschaft für das Kleine wird Dir nicht abhanden kommen,
Die Angst vorm Grossen auch nicht.
Diese dumme Furcht vorm Tod wird Dich weiterhin begleiten
In der Hoffnung, dass die Fähigkeit zu lieben bleibt.
Du wirst weiterhin mit einem lieben Gott plaudern,
Den Du nie zu Gesicht bekommen wirst
Und einer inneren Stimme folgen,
Die Du nicht orten kannst.
Deine Fingernägel werden oft mit schwarzem Dreck untergraben sein
Und nicht nur das Wetter wird Dir weiterhin einen Strich durch die Rechnung machen.
Du wirst weinen und lachen,
Stolpern und in Wut erstarren,
Verzweifelt nach Anerkennung heischen,
Dankbar in Ruhe vergehen.
Du wirst das Holz für den Winter spalten und sägen und brechen,
Hacken und Dir dabei etliche Flüche abringen und Holzspäne einziehen.
Hin und wieder wirst Du über den Yppenplatz schlendern
Oder am Meidlinger Markt ein Fleischlaberlsemmerl kaufen.
Du wirst mit Deiner Liebsten streiten und sie verfluchen,
Dich fragen, ob sie das überhaupt noch ist.
Deine Haare wirst Du weiterhin wie ein Krieger tragen,
Du wirst ganz klar ein Wirrkopf bleiben
Und auch manchmal nach Stall riechen.
Wieder und wieder wirst Du fallen und liegenbleiben,
Und dann mit Leichtigkeit aufstehen
Trotz den seltsamen Schmerzen irgendwo in Deinem alternden Körper.
Du wirst Dich viel mehr fragen, als Du beantworten kannst
Und viel mehr gscheit tun als Du bist.
Das Pferd wird Dich noch oft abwerfen
Und Du wirst doch wieder hoffnungsfroh aufsteigen.
Du wirst reiten lernen und das Singen behalten.
Du wirst das Geschriebene in Deinem Kopf zu Papier bringen
Und das Dichte singen.
Und nie, nie, nie mehr wirst Du noch einmal 39.