vormerken: next concert
Am 2.12.09 spiel ich wieder LIVE im
LOCAL.
Mehr Infos bald.
Verwirrung2.0 - oder: RL ganz oben
Ich bin so verwirrt. Denn ich habe heute zu viel Zeit vor der Kiste, also vor dem Ding, in das ich gerade diesen Blog-Eintrag hineinklopfe, verbracht. Zuvor, beim Frühstück, hatte ich in einer anderen Kiste, der sog. Glotze, eine nicht uninteressante Doku über Joschka Fischer gesehen. Ach, diese Machtmenschen, dachte ich mir, und beschloss, mich sofort mit den wichtigen Dingen des (meines) Lebens zu beschäftigen und bestellte 8 Festmeter Holz bei meinem tschechischen Holzhändler. Der nannte mir aber als frühesten Liefertermin Ende Oktober und so wurde nichts aus meinem Plan, den heutigen Tag mit Holz-Machen zu verbringen. Die Tiere waren versorgt, Heu-Machen ist nicht mehr und das Gemüsebeet ist so und so eine einzige Katastrophe, bei der es nur mehr darum geht, zu retten, was zu retten ist, sprich: die paar Zucchini und Kürbisse, die es zur Reife geschafft haben, rechtzeitig ernten, ehe auch die die Nacktschnecken und nächtlichen Temperaturen (derzeit bei uns manchmal nicht mehr als 3 Grad Celsius - kein Scherz - vergesst die Wettervorhersage, die stimmt fast nie im obersten Waldviertel) zunichte gemacht haben.
Die anstehenden Arbeiten für die paar Projekte, mit denen ich gerade mein pekuniäres Gewissen mehr schlecht als recht beruhige, waren erledigt, also warum nicht einen Song aufnehmen, dachte ich mir und ging rüber ins Büro=Studio und setzte mich an die Computerglotze, denn in Zeiten wie diesen gilt ja auch: Studio=Computer. Sowas von unromantisch. Und ich ging dem Ding wieder mal in die Falle und checkte meine E-Mails, schaute in facebook rein, googelte herum - und so vergingen die Stunden mit Lektüre über Gröbchen+Co's
"Menschmaschine", über den mir nach wie vor suspekten
Amadeus Music Award, über die
Unterscheidungsmerkmale von Ganter und Gans, wie man einen alten Öleinzelofen heizt und ob tatsächlich die Tschechen die fleissigsten Biertrinker Europas sind. Sie sind es. Und das, obwohl sie die 0,0 Promill-Grenze im Strassenverkehr schon länger eingeführt haben. Meine Liebste, Kirsten, vertritt ja seit längerer Zeit vehement die Theorie, dass es deshalb so viele Lokale in auch ganz kleinen Dörfern in Tschechien gibt, weil man eben zu Fuss zur Labstelle gelangen können muss - und die fleissigsten Biertrinker Europas deshalb ihre Wirten eben nicht eingehen lassen.
Wie bequem, sich all diese Infos beschaffen zu können, einfach so, jederzeit. Wie verwirrend aber auch, vorallem wenn man so unfokussiert vor der Glotze sitzt, wie ich. Und warum tippe ich das alles in einen "Blog" und nicht in mein "Tagebuch"? Wohl, weil mein Tagebuch später oder früher so und so veröffentlicht werden wird, und wenn auch "nur" im Netz. Ich wäre ja kein Songschreiberling, und das seit Jahren, wenn ich nicht diese Lust hätte, meine Elaborate zu veröffentlichen. Und ich bin ja auch einer aus dieser Zwischengeneration, aufgewachsen ohne Handy und langsam hineingewachsen ins Internet, dann etwas rascher hineingesogen in das unvermeidliche Web2.0, neugierig und skeptisch zugleich all dem gegenüber, wohl ein Leben lang. Und ich lebe hier am nördlichsten Zipfel Österreichs mitten in einem Dorf, wo so und so kein Handyempfang ist und ausser mir kaum jemand Internet-Anschluss hat. Herrlich un-urban ist das, erfrischend konservativ, köstlich unbedarft gegenüber dieser überbordenden Multimediahaftigkeit gerade der letzten Jahre.
(In Wirklichkeit sitzen wahrscheinlich die Dorfkinder auch hier permanent vor der Glotze, twittern, facebooken oder googeln tagein-tagaus - und ich in meiner Alter-Sack-Romantik registriere nur, wenn sie herumradeln oder ihre Angeln in den Kastenitzerbach halten.)
Genau: Ich bin verwirrt. Und mir ist das auch alles viel zu schnell, zu komplex, zu unmenschlich-menschlich. Zu verwirrend eben.
Und dann treffe ich letztens nach meinem
Konzert im Local einen herrlichen Freund nach langer, langer Zeit wieder, nachdem wir uns via facebook wiedergefunden hatten und er sich dann "in RL" mein Konzert angeschaut hatte. Grossartig.
Ich bin mir ziemlich sicher, dass ich, hätte ich im Telefonbuch nach ihm gesucht - und ihn sogar gefunden, ihn dennoch nicht angerufen hätte. Ich telefoniere nämlich gar nicht gern.
Zumindest seit ich einen Internet-Anschluss habe.