Demokratie? Ein Essay.
Es ist recht still hier (wenn nicht der Fernseher laufen würde). Ich überlege, ob es nicht wirklich besser wäre, der Stille völlig anheim zu fallen. Das Ö1 Journal-Panorama hat mir vor ein paar Stündchen eine interessante Diskussion über Armut in Österreich beschert, während ich eine Sellerie-Eier-Hafer-Suppe kochte und überlegte, wie ich demnächst die Schweinsstelze zubereiten könnte. Tief in Gedanken über Suppe und fettes Fleisch versunken und mittlerweile zur berühmtesten TV-Nachrichtensendung Österreichs gewechselt ergriff mich tiefe Aufmerksamkeit über den heute gesprochenen endgültigen Schuldspruch über einen gewissen Uwe Sch.. Berichterstattungen über weitere Prozesse folgten und anstatt weiterhin über fette Schweine nachzudenken, überkam mich der Gedanke, in welch seltsamen Land ich doch lebe. Ich bin kein Fan von kleinformatigen Zeitungen, aber ich kann jene Menschen gut verstehen, denen man in ebendiesen ganz einfach erklärt, was gut und was schlecht ist. Die Welt ist auch in Österreich zu kompliziert geworden, aber leider zu Ungunsten derjenigen, die ihre Seele nicht verkaufen wollen. Alles scheint in einem dichten Nebel von wertloser Moralfreiheit zu versinken und nachdem die vertrauenswürdigen Steuermänner schon längst von Bord gegangen sind, manchmal mit gesenktem Haupt, bleibt nur mehr eine gar nicht so stürmische See übrig, die aber nicht besegelt werden kann, weil keiner eine Ahnung hat, was für Ungetüme sich noch auftun könnten. Und vorallem, weil sie sich alle anscheissen. So vergehen sich also die Nicht-Einmal-Steuermänner in verlogenen Versprechungen, anstatt als erstes ihre eigenen Ställe auszumisten und ihre eigenen Latrinen zuzuschütten. Für wie blöd man mich hält, möchte ich die Großkopferten schon immer wieder gerne fragen. Weil ich aber nicht blöd bin, kenne ich deren Antworten. Wir könnten es wahrlich besser haben in diesem Land, würden wir nicht den Gierigen und Anstandslosen immer wieder Tür und Tor für all das öffnen, was dem sogenannten kleinen Mann immer verwehrt bleiben soll. Es ist selbstverständlich dumm und naiv zu glauben, dass eine Neo-Partei, die sich programmlos nach ihrem alterseitlen Parteimäzen benennt, genau da was ändern könnte. Aber auch das kann ich gut nachvollziehen: Nicht jeder ist als Denker geboren, die meisten verwenden ihre Zeit für harte Arbeit und haben nicht - wie etwa ich - Zeit und Muße, die Hintergründe zu durchleuchten. Da bleibt dann wieder das Kleinformatige. Und das Einfache. Das schnelle Geld, der fesche Kärntner und der eloquente Graf. Der grinsende Kanzler und sein familienfreundlicher Vize. Eine beinahe tränenreich schuldlose Landeshautmannin und all die ach so kompromissbereiten Landesfürsten, die doch so gerne mit dem Finger schnippen, um einem weiteren Parteiobmann beim Purzeln zuzuschauen.
Und vorallem: Dieses ewige, langweilige, ausweichende, berater-opulente Gelabber von Politikern, die tatsächlich glauben, dass ihnen dabei noch irgendwer zuhört... (Das ist wie der Radiotest: An den glauben auch alle, die davon leben...)
Ach nein, ich glaube keineswegs an die perfekte Welt und dass es sie je gab.
Jedoch: Wenn wir so weit gekommen sind, dass Gier, Eitelkeit, Opportumismus, Bestechlichkeit, Wendehalsigkeit völlig frei von jeglichen Werten (wie etwa Gemeinwohl und Humanismus) und jeglichem Anstand genau dazu führen, als durchaus praktikable Gebrauchsanweisungen für die möglichst rasche und reibungslose Erlangung von Reichtum an Geld, Erfolg und Anerkennung zu dienen, wenn genau dieses Verhalten als die angesagte Coolness und als Vorbild zur erfolgreichen Nachahmung dienen soll und wird, wenn es eingetreten ist, dass wir so satt, reich und meinungslos geworden sind, dass wir all das zulassen, wenn unsere eigene Justiz Präzedenzfälle schafft, die das Zeug haben, die Gesetzgebung auszuhebeln, dann...
Was dann?
Diejenigen, denen gerade der Prozess gemacht wurde und noch wird, sind lediglich Symptome. Symptome für eine durch und durch macht- und eitelkeitszerfressene Kultur, die sich gerne an reichen Ländern wie Österreich satt frisst und ebendort festsetzt. (Was skurrilerweise dazu verleiten mag, zu glauben, dass es in Österreich keine Armut gäbe - was natürlich völliger Humbug ist.)
Ich persönlich habe keinerlei Hoffnung, dass sich das in den nächsten Jahrzehnten auch nur irgendwie ändern wird. Die sogenannte vierte Macht der Medien ist wichtig und dankenswerterweise präsent, aber kämpft unterm Strich gegen Windmühlen.
Der größte Fehler war und ist die Parteipolitik. Sie ist die Wurzel allen Übels. Sie schafft es sogar, die Justiz parteipolitisch derart zu unterhöhlen, dass der sogenannte Normalbürger jegliches Vertrauen in eines der großartigsten Projekte der Menschheit immer mehr verliert:
Demokratie.
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