Sonntag, Februar 17, 2013

Buki

Es ist über drei Jahre her.
Mein Hund starb.

Ich hab damals einen Text für ihn geschrieben.
Es war mir zu kitschig, um es zu veröffentlichen.
Jetzt wieder an meinen alten, treuen Buki gedacht (wie jeden Tag).
Und nur weil er kein Mensch war, sollte ich nicht über ihn trauern können?, frag ich mich.
Ich trauere und teile.

("Buki" kommt von Charles Bukowski, der seine Briefe gerne mit dem Kürzel "Buk" unterschrieb.)

Hier der Text von damals:

Dieser harte, kalte Winter hat einen Vorteil. Vielleicht mehrere.
Aber der eine ist dieser: Ich kann meinen toten Hund Buki täglich anschauen. Da liegt er dann da in seiner Hütte, tiefgefroren vor lauter Dauerfrost, steif und so was von leblos, und auf jeden Fall jeden Tag einmal schlage ich die Decke, die auf seiner Hundehütte liegt, um ihn zu wärmen, was er jetzt wohl nicht mehr braucht, auf, und sage zu ihm: Hallo. Ich mache dann drei Kreuze. Und meine damit auch mich. Ich war nie ein grosser Fan von Hundefanatikern. Ich hasse es geradezu, wenn Hunde Menschenwege zuscheissen und verfucken. Es ist meist unerträglich, zu beobachten, wie manche mit Tieren umgehen. Ein Hund ist ein Tier, daran gilt es nicht zu rütteln. Mir war das immer bewusst. Aber lebendig war er mir dann sowas von viel lieber als tot. Diese tiefen Bande zwischen Hund und Mensch, zwischen Tier und Mensch also, könnten uns vielleicht irgendwann einmal weiser machen. Sag ich halt einmal so.

Ich habe schon Tiere getötet und werde das künftig auch weiterhin tun. Ich werde sie essen und es geniessen.

Hier meine Notiz, die ich kurz nach meines Hundes Tod schrieb:


Er ist immer zurückgekommen.

Auch als er vor Monaten seinen letzten längeren Ausflug nach Böhmen gemacht hat. Letztlich hat er uns damit eine schöne Bekanntschaft mit den Wirtsleuten in Perslak/Bärnschlag beschert. Damals wollte er gar nicht mehr mit mir nachhause, so sehr hatten sie ihn dort mit Waldviertler Wurst verwöhnt.

Vor vielen Jahren, als ich mit Freunden bei der Mizzi Lanner Wand übernachtete, ist er während wir schliefen irgendeiner Fährte gefolgt und war dann für 3 Tage abgängig. Ein netter Herr fand ihn völlig abgemagert und erschöpft in Richtung Meidling. Er und ich wohnten damals dort.  Er war nachhause unterwegs, keine Frage.

15 Jahre ist eine lange Zeit.
Die Erinnerungen prasseln auf mich herein, es scheint mir fast, dass er mit mir im Kindergarten war.

Es war in irgendeinem Zug in Frankreich, als ich eine ältere Frau  mit einem Schosshund beobachtete und mir dachte: Genau so einen muss ich haben.
Wenig später sah ich einen Altwarenhändler in Fünfhaus, der ein ähnliches Hundeexemplar auf seinem Schreibtisch sitzen hatte und wurde in meiner Annahme bestätigt, dass es nur eine Art von Haustier geben kann.

Dass er nie apportieren lernte, lag wohl auch an mir. Aber wir waren trotzdem sehr viel spazieren, wir zwei.
Ich kann mich noch gut an den letzten Spaziergang am Kalenderberg in der Brühl erinnern, als er noch fit war. Inmitten dieser kleinen Wanderung fiel es mir das erste Mal auf, dass er nicht mehr gut hörte. Er verlor sich völlig abseits des Weges und ich ihn fast.
Ja, ich war böse.

Jetzt scheint es mir, als wäre er das einzige Lebewesen gewesen, dass mir meine Jähzornigkeiten so gar nie übel genommen hat.
Sein Gekeife hingegen ist mir immer wieder ungemein auf die Nerven gegangen.

Ich hätte ihn öfter baden sollen. Oder ihm wenigstens so ordentlich übers Fell streichen, wie ich es mit unseren Katzen täglich tue.

15 Jahre ist eine sehr lange Zeit.
Und kein einziges Mal durfte er schnackseln. Wenigstens das hätte ich ihm gönnen sollen.

Die letzten Monate konnte man mit ihm nicht einmal mehr Gassi gehen. Kirsten nahm ihn letztens mit beim Zeitung-Holen am Sonntag. Die Nachbarn amüsierten sich köstlich beim Anblick dieser Minihundeverschleppungsaktion.

Er hatte sein ganzes langes Leben lang guten Appetitt. Er hat bis zuletzt brav gefressen, manchmal sogar wie ein Grosser.
Auch Bier hat er getrunken, allerdings viel weniger als sein Herrl.
Unter anderem auch deswegen ist er gar so alt geworden.

Dass er es so lange mit mir ausgehalten hat, liegt wohl sicher daran, dass er mein Hund war.

Ich habe nichts dazugelernt. Apportieren kann auch ich noch immer nicht.
Ich habe einen überaus treuen Gefährten verloren.
Der Schmerz sitzt tiefer als ich je vermutet hätte.

15 Jahre sind eine lange Zeit.