Samstag, Dezember 01, 2012

Loveletter to Griesbach

Sie haben eine Weihnachtskrippe aufgestellt und heute wurde sie offiziell vom Herrn Pfarrer eingeweiht. Mein lieber Nachbar Hans hat mich angerufen und gefragt, ob wir auch hinkommen. Wir wollten nicht. Es gibt Bratwürschteln und so, aber auch das konnte uns nicht überzeugen. Vom Stubenfenster aus kann ich das Vereinshaus sehen und die Lichter, die sie rundherum angebracht haben, den Weihnachtsbaum und auch die Krippe. Allerdings nur von hinten. Die Krippe. Es schaut jetzt ein wenig feierlicher aus, das Ganze. Man sieht nächtens nicht mehr das grausliche Grellorange, das die Dorfgemeinschaft dem Vereinshaus verpasst hat, als sie seinerzeit in einem kollektiven Aktivitätsrausch das damalige Milchhaus zum jetzigen Vereinshaus umgebaut haben. Es ist Schade um jedes Milchhaus, aber es ist für mich nach wie vor unfassbar, mit welch immenser Stursinnigkeit diese meine Nachbarn zusammengefasst in einer sogenannten Dorfgemeinschaft sich dagegen wehren, dass es seit vielen Jahren keinen Wirtn mehr gibt in diesem Dorf. Und deswegen basteln sie Krippen, bauen Milchhäuser zu Vereinshäusern um und sind enttäuscht, wenn nicht alle dabei sind. Sorry. Den Hans hab ich dann auch ein wenig beraten, er hatte wieder einen Bluttest und seine Werte sind nicht gerade normal. Wieder einmal versuchte ich ihm zu erklären, dass es nicht gut ist, wenn man um zwei Uhr früh eine Eierspeis ist und sich dann die Schoko ins Bett mitnimmt. Der Hans ist ein Guter. Als ich einmal ganz verzweifelt war und ihn in der Fettn angerufen hab, hat er sofort gemerkt, dass mir mir was nicht stimmt. Etwa zwei Stunden nach unserem Telefonat ist er bei mir aufgetaucht, herausgeputzt fürs Ausgehen, rasiert, und hat höflich gefragt, wie es mir geht. Er hatte sich Sorgen gemacht, dass ich mich am Heuboden aufgehängt hätte. So arg klang ich am Telefon. So feinfühlig ist er. Sie stellen seltsame Krippen auf und streichen Häuser in hässlichen Farben. Sie sind nicht die hübschesten und haben auch wenig Freiraum in ihren Gedanken. Sie sind hart, rauh, abweisend. Vielleicht sind sie auch dumm. Aber verglichen mit vielen anderen Menschen, die ich in meinem Leben kennengelernt habe, haben sie ihr Herz genau dort wo es hingehört. Und wenn Du weinst, werden sie Dir nicht die Tränen trocknen. Aber ein gutes Bier und ein guter Blick genau hinein ist immer drin.